Sonntag, 15. November 2020

Rowan – Bewährung als Magier von Aileen O'Grian


Rowan ist endlich im Sumpfland bei dem berühmten Magiermeister Zwandir, dem Freund seines Großvaters Obermagier Bunduar, angekommen, um seine Ausbildung zu vollenden. Er lernt die sumpfländischen Heilmethoden kennen und vervollständigt seine Fähigkeiten in der Gedankenübertragung und -beeinflussung. Nebenbei übt er sich in ritterlichen Kampftechniken wie dem Schwert- und Lanzenkampf sowie dem Bogenschießen. Den letzten Schliff erhält Rowan auf der heiligen Insel, auf der die Priester des Sumpflandes und des Magierreichs ausgebildet werden. 

Auch in dem unwegsamen Sumpfland ist Rowan vor den Feinden nicht sicher, denn selbst hier greifen die Echsenkrieger gemeinsam mit den artverwandten Nordmännern die Menschen an. Doch geschickt verteidigen sich die magisch begabten Sumpfländer auf ihre Weise. Während es den Sumpfländern gelingt, die Gefahr abzuwenden und ihre Angreifer in die Flucht zu schlagen, droht dem Magierreich, Rowans Heimat, die völlige Vernichtung.

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Leseprobe: 

Doch der folgende Tag blieb nervenaufreibend ruhig. Die Anspannung in der belagerten Stadt wuchs. Rowan sorgte sich um die einfache Bevölkerung. Noch nie hatte er erlebt, dass eine große, eng bewohnte Siedlung gleichsam ungeschützt einem Angriff ausgeliefert war. In anderen Ländern hatten sich die Bauern, Handwerker und Händler mit ihren Familien hinter dicken Burgmauern verzogen und sogar die sicheren Burgverliese aufgesucht, doch hier saßen sie in einem Burghof vor einem hölzernen Palast und nur die Holzpalisaden boten Deckung. Jeder Feuerpfeil würde einen verheerenden Brand auslösen. Frauen, Kinder und Alte würden qualvoll verbrennen oder – wenn sie flohen – von den Angreifern erbarmungslos niedergemetzelt werden.

„Sorg dich nicht“, beruhigte ihn Zwandir, als er mittags die Verteidigungslinie am Fluss abschritt. „Hilschand hat schon ganz andere Angriffe abgewehrt. Wir haben mächtige Verbündete. Außerdem besitzen wir zwar keine dicken Burgmauern, doch dafür sind unsere Sümpfe fast undurchdringlich, wenn wir sämtliche Geister um Hilfe bitten. Du hast neulich selbst erlebt, wie Wasserechsen und -schlangen uns unterstützen, dazu kommen der Sumpfgeist, die Baumgeister und andere Naturgeister. Die Elfen mit ihren großen Heeren und die Feen. Die Feen sind klein und zart, doch sie können von unschätzbarem Wert sein, eben weil alle sie unterschätzen.“

Rowan nickte, er erinnerte sich, wie die Elfen ihn im Ostreich mehrmals gerettet hatten. „Ja, das ist wahr – und ihr könnt euch mit Gedanken verständigen, das ist ein großer Vorteil. Aber die Echsenmänner scheinen sich genauso mitzuteilen. Sie haben die dunkle Macht und die Drachen auf ihrer Seite.“

„Noch haben sie das Felsenkloster und damit die Quelle ihrer Stärke nicht erobert. Bunduar und Zonbuar werden alles tun, um den Felsspalt beim Felsenkloster, der der Zugang zur dunklen Macht ist, zu schützen. Auch wenn sie große Gebiete in den Nordreichen und im Magierreich erobert haben, sind sie noch lange nicht am Ziel. Eben weil sie im Magierreich nicht so vorankommen, wie sie es erhofft haben, greifen sie jetzt uns an. Das gibt König Wilhar und deinem Großvater die Gelegenheit, sich zu erholen und besser aufzustellen.“

Rowan murmelte etwas Zustimmendes. Die Schäden, die die Eroberer hinterlassen hatten, waren riesig. In Cajan waren die westlichen und nördlichen Provinzen gefallen. König Haldur mit seiner Gefolgschaft war aufgerieben worden. Zum Glück war der Kronprinz Sandur mit seiner Familie, eine Reihe Ritter und Magierin Bajana in die unwegsamen Berge geflohen. Es hieß, sein jüngerer Bruder, Prinz Zissur, lebte jetzt im Ostreich.

In Llyllia, wo sich der magianische Kronprinz Ottgar und sein Gefährte Mardok, der Enkel des Waffenmeisters Peruan versteckten, war König Baruan besiegt worden. Er selbst war schwerverletzt entkommen und untergetaucht. Sein Land war, bis auf einige entlegenen Gebiete, tributpflichtig geworden. Die meisten seiner treuen Anhänger waren gefallen.

Rowan schmerzte der Tod seiner Freunde. Herzog Burgwan von Ranhoe war mit seiner Familie getötet worden. Ebenso wie Graf Trulan von Burg Pintoe, der Nachbarburg. Selbst die junge Bäuerin Heilin, der er als Kind das Leben gerettet hatte, war ermordet worden.

Bestimmt hatten die beiden Magier Bunduar und Zonbuar sich angestrengt, die Geschehnisse vor Rowan zu verheimlichen, trotzdem hatte er es gespürt. Doch er konnte seinen Freunden nicht helfen. Wie auch, wenn selbst die großen Magier dazu nicht in der Lage waren? So verlor König Wilhar immer mehr seiner Verbündeten und stand dem Gegner inzwischen fast allein gegenüber. Das Sumpfland hatte sich bisher zurückgehalten. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern waren seit dem Krieg vor dreißig Jahren, der noch von den Vorgängern der jetzigen Könige geführt wurde, nicht die besten, obwohl die Magier befreundet waren. Noch immer stand die Fehde der beiden Länder zwischen ihnen und störte das Vertrauen.

Aileen O'Grian Was wäre wenn? - Fantasy als Spiel mit den Möglichkeiten
Seit Jahren schreibe ich aus Spaß am Phantasieren Märchen, Fantasy und
Science-Fiction und habe diverse Kurzgeschichten in Anthologien und
Literaturzeitschriften veröffentlicht.
Den Magier Rowan mochte ich so gern, dass ich mir vornahm, eine
Romanreihe zu schreiben.
Leseproben von mir gibt es auf meinem Blog: http://aileenogrian.overblog.com/

 

 

 


Sonntag, 22. März 2020

Rowan - Flucht ins Sumpfland von Aileen O'Grian



Das Magierreich wird von einer unheimlichen Macht bedroht, Echsenkrieger und Drachen besetzen das Land. Deshalb soll der junge Magier Rowan seine Freunde Ottgar, Thronfolger des Magierreichs, und Mardok, Enkel des königlichen Waffenmeisters, in Sicherheit bringen, damit die zukünftigen Führer des Landes die Invasion überleben. Er selbst soll, gemäß den Wünschen seines Großvaters Obermagier Bunduar, seine Magierausbildung im Sumpfland fortsetzen.
Die Aufgabe erweist sich als schwieriger als gedacht, da die Feinde überall lauern und Ottgar mit seinem ungestümen Wesen lieber an der Seite seines Vaters kämpfen will, statt zu fliehen. Auch Rowan sorgt sich um seine Freunde im Ostreich, wo sich der Aufstand gegen König Kustin ausbreitet. Vor allem liegt Rowan die junge Heilerin Haiwa am Herzen, die ihm viel bedeutet und deren Leben in Gefahr ist.
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Leseprobe:


„Stopp, bleibt stehen!“, schrie da plötzlich ein Mann. Er erhob sich und stand weithin sichtbar auf dem Bergrücken. Sein Haar leuchtete rot vor einer schwarzen Wolke, die eine schwefelgelbe Umrandung hatte.
Rowan zügelte das Pferd.
„Wie ist die Losung?“ Ein zweiter Mann tauchte neben dem Rothaarigen auf und hielt seine Lanze wurfbereit.
„Ich weiß es nicht, aber ich bin ein Freund und möchte König Kustin sprechen. Ich bin Rowan, Enkel Bunduars vom Magierreich.“ Rowan gab sich Mühe seine Stimme vertrauensvoll und selbstbewusst klingen zu lassen.
„Ach, der Magier.“ Der Rothaarige lachte. „Was könnt ihr Magier schon erreichen?“
Rowan erkannte eine Ähnlichkeit zwischen der wurfbereiten Wache mit einem Pferdeknecht, den er an Kustins Hof gekannt hat. „Kranke heilen. Ich habe seinen Bruder damals von dieser Seuche befreit.“ Er deutete auf den Mann mit dem Speer.
„Meinen Bruder?“, fragte der gedehnt.
„Den Pferdeknecht Cholin.“
Der Mann ließ seine Lanze sinken. Er pfiff, kurz darauf erschien ein weiterer Wächter mit hochgebundenen Haaren und einen dichten Vollbart. „Bringt die beiden zum König, sie können nützlich sein. Pass gut auf sie auf“, befahl er.
Der langhaarige Mann kam mit großen Schritten auf sie zu, nahm Rowans Pferd am Zügel und führte es mit eiserner Hand, ohne sich darum zu kümmern, dass der Hengst kämpfte, um seinen Kopf freizubekommen.
Rowan ließ ihn gewähren, weil er ihn nicht verärgern wollte. Während Haiwa sich ängstlich an seine Arme klammerte, um nicht herunterzufallen.
Vor dem größten Zelt hielt der Mann an. Die hochgewachsenen Leibwachen kreuzten ihre Lanzen vor dem Eingang.
„Dieser Mann will zum König. Eindras meinte, die beiden könnten nützlich sein“, erklärte der Mann gleichgültig.
Die Leibwächter musterten Rowan misstrauisch. Rowan nickte freundlich, dabei versuchte er, ihnen gedanklich Vertrauen zu vermitteln.
„Ich bin Magier Rowan, der Enkel des Obermagiers Bunduar und Großenkel des Königs Mawuar. Ich muss dringend mit König Kustin sprechen.“ Er stieg vom Pferd und hängte Haiwa den Strohumhang um.
Neben den beiden Hünen fühlte er sich wie ein Zwerg. Er reichte den Männern nur bis zur Schulter.
„Der König hat heute Wichtigeres zu tun, als Scharlatane zu sprechen“, meinte der Ältere der beiden Leibwachen.
„Da kann jeder kommen“, fuhr der zweite fort.
„Wenn er mich nicht anhört, wird es sein Tod sein. Schlimmer noch, er wird euch alle in den Tod führen.“ Rowan sprach laut. Der König musste im Zelt jedes Wort verstehen. Tatsächlich öffnete sich der Eingang und ein Knappe wies die beiden Wachen an, Rowan hindurchzulassen.
Rowan schaute zum Himmel. „Es wird gleich anfangen zu schütten. Kann meine Begleiterin mit ins Zelt kommen?“
Der Knappe drehte sich um und wartete auf die Erlaubnis, dann wandte er sich wieder Rowan zu und nickte.
„Komm“, ermunterte er Haiwa.
Sie ließ sich vom Pferd gleiten und folgte Rowan ins Zelt hinein. Dort blieb sie neben den beiden Knappen am Eingang stehen.
„So, so, unser junger Magier. Wo kommst du plötzlich her und wo hast du die ganze Zeit gesteckt?“, fragte Kustin kühl.
Rowan spürte nichts mehr von dem einst so leutseligen Herrscher. „Ich musste zuerst unseren Kronprinzen in Sicherheit bringen“, antwortete er ruhig.
„Du behauptest, du hättest eine Idee, wie ich mein Reich retten kann?“ Der König schaute ihn herablassend an.
„Euer Reich und Euer Leben!“, erwiderte Rowan ernst und legte seine ganze Überzeugung in diese Worte.
Der König saß auf seinem Klappstuhl aus geschnitztem Holz, die Sitzfläche und Rückenlehne war aus gepunztem Leder. Er trug enge Hosen und ein Hemd, keine weiten Prunkgewänder, so war er bereit, die Rüstung anzulegen.
Rowan nickte, als er das sah.
„Ihr wollte zur Endscheidungsschlacht. Ihr meint, wenn Ihr den Vorteil des Geländes habt, siegt Ihr. Aber Prinz Hrodwal und Prinz Ranin haben nicht nur die Männer, die Ihr am Ufer lagern seht, sondern noch weitere Krieger im Wald an der Flussbiegung.“
„Das soll ich dir glauben?“ Erstaunt zog der König seine Augenbrauen hoch.
„Schickt erfahrene Späher dorthin, wenn Ihr mir nicht glaubt. Lasst sie den Wald umkreisen und von der anderen Seite zu Fuß eindringen. Sie müssen vorsichtig sein, damit sie nicht entdeckt werden.“
„So viel Zeit habe ich nicht.“ Der König machte mit seiner Hand eine wegwerfende Bewegung.
„Dann solltet Ihr mir glauben. Ihr wisst, dass Ihr mir, Bunduars Enkel, vertrauen könnt!“ Rowan sah Kustin eindringlich an. Er versuchte, in seine Gedanken einzudringen und ihn von der Wichtigkeit der Mitteilung zu überzeugen.
„Wie kann ich das? Schließlich bist du einfach geflüchtet, angeblich, weil Königin Narfin krank ist! Dein Meister ebenfalls und selbst die Hexen aus dem Gebirge sind weg. Ich glaube keinem Magier mehr“, stieß Kustin wütend hervor.
Rowan lachte bitter. „Ich habe Kronprinz Ottgar aus dem Kerker Eurer Burg Eichenfels befreit, in dem ihn Prinz Hrodwal und Prinz Ranin gefangen hielten.“
„Du lügst. Er war doch ein Getreuer meines Bruders.“ Der König schüttelt ungläubig seinen Kopf.
„Euer Sohn misstraut jedem, selbst so jungen, gutgläubigen Menschen wie den magianischen Thronerben. Wahrscheinlich wollte Euer Bruder, Prinz Hrodwal, Ottgar als Geisel behalten. Nachdem ich Ottgar aus der Gefangenschaft gerettet hatte, flohen wir ins Magierreich. Meine Aufgabe ist, unseren Thronfolger zu beschützen. Meister Wudon ist von Eurem Sohn gefangen und zu Tode gefoltert worden. Die Hexe Sidawa wurde von Eures Bruders Männern gefoltert und anschließend in ihrer Hütte verbrannt. Sie haben Euch nicht im Stich gelassen. Im Gegenteil …“ Nach einer Pause, in der er seine Wut und Trauer niederkämpfte, setzte er hinzu: „Leider, sonst würden sie noch leben.“
Er überließ es den Zuhörern, selbst Schlüsse zu ziehen, wer treu und zuverlässig war und wer nicht.
„Und wie könnt Ihr mir helfen?“ Diesmal sprach Kustin den jungen Magier erheblich höflicher als vorher an, als klammere er sich an den rettenden Strohhalm und wollte den Helfer nicht verstimmen. Der junge Magier unterdrückte seinen Ärger, die Höflinge im Ostreich hatten ihn von oben herab behandelt, selbst Kustin hatte meist nur die äußerste Höflichkeit gewahrt.
Rowan musterte ihn lange, so lange, bis der Herrscher unruhig auf seinem Reisethron hin und her rutschte.
„Die Hilfe ist an ein paar Bedingungen gebunden“, erklärte Rowan leise. Die Anwesenden mussten die Ohren spitzen, um ihn zu verstehen.
„Nennt sie!“, verlangte Kustin mit harter Stimme und versteinertem Gesicht.
„Ihr ernennt nach Eurer Rettung sofort Eure Tochter, Prinzessin Talin, zur Kronprinzessin, da Euer Sohn Ranin als Verräter dafür nicht mehr in Frage kommt. Prinzessin Talin hingegen ist klug, mutig und fähig, einst eine mächtige Herrscherin zu werden. Außerdem ist sie Euch treu ergeben. Es darf aber nicht nur eine Ernennung sein, sondern Ihr müsst sie auf ihr Amt gründlich vorbereiteten, sie in die Amtsgeschäfte einführen.“
„Dann ermordet sie mich!“, entfuhr es Kustin.
„Erst wart Ihr zu leichtgläubig Eurem Sohn und Bruder gegenüber, jetzt misstraut Ihr jedem – auch denjenigen, die Euch immer treu ergeben waren.“ Rowan schüttelte verständnislos den Kopf und fuhr unbeirrt fort. „Die zweite Bedingung ist, dass Ihr und später Eure Tochter dafür sorgt, dass Magier, Heiler und Hexen nicht nur ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen, sondern auch die ihnen zustehende Anerkennung erhalten. Die dritte Bedingung ist, dass für die Stadt Kauffurt, die Prinz Hrodwal geplant hat, der Flusslauf nicht geändert wird.“
„Das geht nicht, erst wenn die Flussschleife mit einem Kanal abgeschnitten wird, gibt es Platz für eine befestigte Siedlung.“
„Dann sucht Euch einen geeigneteren Platz aus und befragt dazu einen Magier, der Euch beraten und mit dem Flussgeist sprechen kann.“
„Flüsse haben keine Geister, das ist Aberglaube“, spottete Kustin.
Rowan versteifte sich. Er hatte Mühe, seinen Ärger zu unterdrücken.
„Der nicht existierende Flussgeist ist bereit, Euch zu retten. Soll ich ihm mitteilen, dass Ihr die Bedingungen nicht billigt, weil Ihr sowieso nicht an ihn glaubt …?“
Auf ein Zeichen Kustins zog ein Knappe sein Schwert und hielt es Rowan an die Kehle.
Rowan schluckte, dann meinte er, während sein Kehlkopf beim Sprechen gegen die Klinge drückte: „Der Regengeist unterstützt seinen Bruder, den Flussgeist, daher hängen die vielen dunklen Wolken am Himmel. Bringt Ihr mich jetzt um, werden nicht nur Prinz Hrodwal und Prinz Ranin mit ihrem Heer ertrinken, sondern Ihr werdet vom Blitz erschlagen.“
Rowan war sich sicher, dass die Naturgeister seinen Tod dem König nicht ungestraft durchgehen ließen, zu sehr waren sie Bunduar verbunden. Wie zur Bestätigung dröhnte draußen ein lauter und langer Donner.
Der König fuhr zusammen. Leichenblass stammelte er: „G…g…gut, ich g…gehe auf deine Bedingungen ein.“
„Dann schwöre bei der Göttin Jaguar und Eurem Herrscherhaus, dass Ihr Prinzessin Talin zur Thronfolgerin ernennt, die Magier, Heiler und Hexen schützt und ehrt und dass der Fluss seinen Lauf selbst bestimmen darf.“
König Kustin saß zusammengesunken auf dem Reisethron, mit zitternder Stimme wiederholte er Rowans Worte und folgte dem Magier zu dem kleinen hölzernen Altar. Dort goss er heiliges Öl in eine Bronzeschale und entzündete es an der Glut, die in einer Metalllaterne gehütet wurde. Purpurrot flammte das Öl auf, der Rauch stieg hellrot steil nach oben und es duftete nach Rosen.
Rowan nickte zufrieden. Draußen rauschte der Wind und frischte immer stärker auf. Inzwischen peitschten die Zeltbahnen hin und her. Feiner Sand wurde ins Innere gedrückt. Ein Blitz erleuchtete die Umgebung taghell, der folgende Donner ließ den Boden erbeben.
Die Leibwachen flüchteten ins Zelt und brachten Rowans Habschaft mit. Sie kamen gerade rechtzeitig, um die Zeltstangen festzuhalten, die sich gefährlich im Wind bogen. Dann prasselte Regen herab. Er tropfte durch die Zeltwände. Wasser quoll vom Eingang herein. Fröstelnd zog Haiwa ihren Strohumhang dichter an sich heran. Ein Knappe reichte Haiwa ihr Gepäck und sogleich hängten sie und Rowan sich die Decken um.

Stundenlang tobte das Unwetter. Blitze schlugen in der Nähe ein. Es kühlte merklich ab. Pferde rissen sich los und galoppierten voller Angst durch das Lager, dabei zertrampelten sie zwei Zelte, die noch einigermaßen sicher gestanden hatten.
„Dein Wassergott bringt uns um, statt uns zu helfen“, grollte König Kustin.
Rowan schaute ihm ruhig in die Augen. „Ohne das Unwetter lägt Ihr und Eure Männer schon längst erschlagen in den Flussauen.“
Endlich ließ zuerst der Sturm nach, dann zog das Gewitter weiter. Der Abstand zwischen Blitz und Donner wurde immer größer. Der Regen wurde weniger und die Knappen liefen hinaus, um sich die Schäden anzuschauen. Sie blieben eine Weile weg. Die Leibwachen verharrten auf ihren Plätzen und beäugten Rowan misstrauisch, bevor sie endlich die Stangen wieder ausrichteten, das Wasser von den Zeltbahnen schüttelten und alles gründlich verschnürten.
Als einer der Knappen zurückkam, rief er schon von weitem: „Das feindliche Heer ist weg.“

Aileen O'Grian Was wäre wenn? - Fantasy als Spiel mit den Möglichkeiten
Seit Jahren schreibe ich aus Spaß am Phantasieren Märchen, Fantasy und
Science-Fiction und habe diverse Kurzgeschichten in Anthologien und
Literaturzeitschriften veröffentlicht.
Den Magier Rowan mag ich so gern, dass ich mir vorgenommen habe, eine
Romanreihe zu schreiben.
Leseproben von mir gibt es auf meinem Blog: http://aileenogrian.overblog.com/