Sonntag, 26. März 2017

Kongress der Magier von Klaus Kurt Löffler



Klappentext: MERLIN, der Großmeister der Magierloge, fürchtet um sein Leben. Raspoltin, ein schwarzer Magier aus Rumänien, hat ihn zu einem *magischen Duell* herausgefordert, das auf der Tagung in St. Wolfgang ausgetragen wird. Er bittet die Junior-Detektive um Hilfe. Denn der Herausforderer hat angedroht, dass er den Großmeister verschwinden lassen wird. Die Aufgabe ist schwerer, als von den Jungen erwartet. Und Merlins Verdacht bestätigt sich auf schreckliche Weise.

Erhältlich bei Amazon und beim Autor

Leseprobe:

Erstes Kapitel: Ein neuer Klient
Sie wurden schon erwartet. Der Portier wies ihnen den Weg hinauf in den ersten Stock. Ihr Auftraggeber war ein langer Mann mit strengen Gesichtszügen und spitzer Nase, bei dem Haare und Bart schon angegraut waren. Man sah ihm an, dass er keinen bürgerlichen Beruf hatte. Eine geheimnisvolle Aura umgab ihn und ließ ihn, wie es den Jungen erschien, von innen heraus leuchten.
»Als Magier arbeite ich unter dem Künstlernamen MERLIN«, begann er nach kurzer Begrüßung. »Meine Illusionen gehören zu den besten der Welt. Ich habe in fast allen Ländern der westlichen Hemisphäre Triumphe gefeiert. Deshalb hat man mir den Beinamen ›der Unvergleichliche‹ verliehen.«
 Der Sprecher verstummte und musterte die Jungen eine ganze Weile, als frage er sich, ob sie das leisten könnten, was er von ihnen erwartete. Was er sah, stellte ihn wohl zufrieden. Denn er fuhr fort: »Trotzdem benötige ich jetzt Beistand! ... Wie ich bereits am Telefon erwähnt habe, ist mein Leben bedroht.«
»Wäre es dann nicht besser, die Kriminalpolizei einzuschalten?«, fragte Micha. »Ich könnte dies für Sie in die Wege leiten.«
»Keine Polizei!«, äußerte Merlin bestimmt, »jedenfalls jetzt noch nicht. Ich habe mich an euch gewandt, damit nicht bekannt wird, dass ich mich nicht selbst schützen kann. Mein Ansehen steht auf dem Spiel.«
»Es ist keine Schande, Schutz zu suchen, wenn man bedroht wird«, bemerkte Max. »Jeder Promi hat heute einen Bodygard, selbst wenn keine konkrete Gefahr besteht.«  
»Das wird die Öffentlichkeit bei einem Magier-Großmeister vielleicht anders sehen«, erwiderte Merlin mit milder Ironie. »Immerhin nehmen wir für uns in Anspruch, übersinnliche Kräfte zu haben und Dinge zu können, die normalen Menschen nicht möglich sind.«
»Entspricht dies denn nicht der Wahrheit?«
»Bei den meisten von uns sicherlich nicht. Wir arbeiten mit Illusionen, bei denen den Menschen nur vorgegaukelt wird, dass es sich um unerklärliche Vorgänge handelt. Ich darf allerdings nicht verschweigen, dass einige von uns über Fähigkeiten verfügen, die sich der Erklärung verschließen.«
»Was ist der Unterschied zwischen Zauberer und Magier?«
Merlin lächelte fein. »Wenn man überhaupt einen solchen finden will, ist es ein gradueller. Zauberer nennt sich jeder, der einige Kunststücke beherrscht, mit denen er auf Kindergeburtstagen, Familien- und Betriebsfesten auftritt. Ein Magier dagegen wendet sich an ein großes Publikum, das er mit spektakulären Illusionen blendet und in Erstaunen versetzt. Wie ich schon andeutete, sind die Tricks schwer zu durchschauen und es ist nicht immer auszuschließen, dass echte Magie im Spiele ist.«
Merlin strich nachdenklich mit der Hand über den Bart. »Um zum Thema zurückzukommen: In meinem Fall geht es vordergründig nicht um Bedrohung mit physischer Gewalt, sondern mit magischer Kraft. Als Großmeister müsste ich eigentlich in der Lage sein, mich davor zu schützen. Das macht es für mich schwer, fremde Hilfe zu erbitten.«
»Wie sind Sie auf uns gekommen?«, fragte Micha.
»Jemand am Ort, dem ich meine Sorgen anvertraut habe, hat euch empfohlen. Er sagte, dass ihr heikle Fälle geräuschlos lösen könnt. Eure Jugend kann in meinem Fall nur vom Vorteil sein. Ihr werdet kein Misstrauen erregen, wenn ich euch in die Veranstaltung einschleuse.«
Merlin machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr dann fort: »Ich muss etwas weiter ausholen. Ihr wisst, dass auf dem Kongress, der alle vier Jahre stattfindet, der neue Großmeister ermittelt wird, der die Geschicke der Loge bis zur nächsten Versammlung lenkt. Gewählt wird der, der in dem Wettbewerb die beste magische Leistung erbringt. Ich habe dieses Amt seit vielen Jahren inne, weil ich immer Sieger des Wettstreits geblieben bin. Das ist diesmal aber nicht sicher.« Merlin seufzte und strich sich besorgt über die Stirn. 
»Es gibt einen Herausforderer aus Rumänien, der sich ›Raspoltin‹ nennt«, fuhr er fort. »Er ist erst seit kurzem in unserer Vereinigung, hat aber bereits erhebliches Aufsehen erregt. Man hört die unglaublichsten Sachen von ihm. Er soll mit bloßer Geisteskraft Dinge bewegen können. Es ist klar, dass er der einzige ist, der mir meine Position streitig machen kann. Letztlich wird also die Entscheidung zwischen uns beiden getroffen. Nun hat er mich im Streit um die Meisterschaft zu einem ›magischen Duell‹ herausgefordert. Er hat öffentlich angekündigt, ›mich verschwinden zu lassen‹, wie immer er das bewerkstelligen will.«
Die Jungen blickten sich verblüfft an. »Nehmen Sie die Bedrohung ernst?«, erkundigte sich Micha
»Auf jeden Fall!«, antwortete der Magier. »Deshalb schalte ich euch ja ein. Raspoltin würde eine solche Ankündigung nicht aussprechen, wenn er sich nicht Mittel und Wege ausgedacht hätte, sie wahrzumachen. Andernfalls würde er als Aufschneider dastehen und wäre blamiert.«
»Glaubt ihr, dass er das schaffen kann?«, fragte Micha.
»Könnt ihr einen solchen Angriff abwehren?«,  fügte Max hinzu.
»Mit seinen telekinetischen Fähigkeiten wird er bei mir nichts erreichen“, erwiderte der Großmeister selbstbewusst. »Dazu ist meine Abwehr zu stark. Ich fürchte aber, dass er zur List oder physischen Gewalt greifen wird, die er hinter einer Illusion verbirgt. Es steht viel auf dem Spiel. Wenn es ihm gelingt, seine Ankündigung wahrzumachen, wäre er der größte Magier aller Zeiten und könnte Titel und Amt eines Großmeisters auf Lebenszeit beanspruchen!«


Klaus Kurt Löffler:
Als studierter Jurist war ich zuletzt als Vorsitzender Richter am Landgericht tätig. Nach meiner Pensionierung habe ich während eines Aufenthalts in St. Wolfgang am Wolfgangsee mit dem Schreiben von Jugendbüchern angefangen. Der Schauplatz und meine beruflichen Erfahrungen wollten es, dass es Detektivgeschichten wurden, in denen die Landschaft eine entscheidende Rolle spielt. Es steht bei mir aber nicht das Verbrechen, sondern das hinter ihm stehende Rätsel im Vordergrund. Denn meine Junior- Detektive lösen ihre Fälle mit Köpfchen.
  

Sonntag, 19. März 2017

Max und Micha, die Junior-Detektive - Das Gespensterpferd von Klaus Kurt Löffler




KLAPPENTEXT: Der neue Zuchthengst des Huber scheint nicht von dieser Welt zu sein. Er frisst nicht, lässt sich nicht anfassen und kommt und geht, wie es ihm gefällt. Max und Micha erhalten den Auftrag, das Pferd zu bewachen. Trotzdem verschwindet es in der Nacht, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ist es Pegasus, das Götterpferd, wie manche glauben, oder eine gefährliche Kreatur aus der Hölle, die Tod und Verderben auf die Welt bringen wird? Ein Auftrag für die Junior-Detektive, der die Pforten zum Jenseits zu öffnen scheint und ihnen ihre Grenzen aufzeigt.
Erhältlich als Taschenbuch und als E-Book bei Amazon.


LESEPROBE: AUSZUG aus dem ACHTEN KAPITEL: NACHTWACHE

Max war wohl kurz eingedöst, als er auf einmal aufschreckte. Auf der Zufahrt bewegte sich eine graue Masse von den Koppeln weg. Es schien so, als hätten graue Decken Beine bekommen und ergriffen die Flucht. Er wusste nicht, was er davon halten sollte und beobachtete das seltsame Objekt verwirrt. Als er das Glas zu Hilfe nahm, erkannte er einen Pferdekopf, der vorn aus der Verkleidung herausragte. Nun war alles klar: Man wollte mit dieser Tarnung eines der Tiere unerkannt wegschaffen. Es war aber schon zu spät, um Micha noch zu wecken oder Hilfe zu holen. Der Transport würde schon bald die Landstraße erreicht haben, wo sicherlich ein Fahrzeug zum Abtransport wartete. Er musste sofort selbst etwas unternehmen.

Mit einem Satz hatte Max den Pavillon verlassen, rutschte die niedrige Böschung hinunter und flankte über die Einfriedung des Grundstücks. Nachdem er den Graben überwunden hatte, gelangte er auf die Zufahrt und rannte dem gespenstischen Zug hinterher. Nun zahlte sich aus, dass er ein guter Sprinter war. Als er ihn fast eingeholt hatte, geschah es: Bum und bauz! Ohne jede Vorwarnung riss ihn etwas schmerzhaft von den Füßen, sodass er wie ein gefällter Baum zu Boden stürzte. Einen Moment sah er nichts. Dann war es auch schon zu spät: Eine dichte Wolke fiel auf ihn herab und hüllte ihn in schwarzer Dunkelheit ein. 

Max war durch den Sturz noch benommen und stand unter Schock. Aus weiter Ferne hörte er drei Stimmen leise darüber beratschlagen, was mit ihm geschehen sollte, ohne dass er Genaueres verstehen konnte. Was war zu tun? Nur langsam kamen seine Gedanken wieder in Schwung. In wessen Hände war er geraten? Hatte er eine Chance, mit dem Leben davonzukommen? Und wieso, zum Teufel!, kamen ihm die Stimmen irgendwie bekannt vor?

Bevor er sich darüber klar werden konnte, erhielt er überraschend Hilfe. Eine weibliche Stimme rief lautstark: »Schluss mit dem Unsinn! Das ist Gotteslästerung. Pegasus ist ein göttliches Tier, das man nicht verspotten darf ... Und nun befreit den armen Kerl.«

Das hatte nur teilweise Erfolg. Die aufgezwungene Finsternis blieb. Max hörte jedoch, wie sich Füße rasch entfernten. Wenig später lichtete sich das Dunkel und jemand half ihm beim Aufstehen. Er blickte überrascht in die hübschen Augen von Felizitas, die im Mondlicht seltsam schimmerten. Um ihren Mund lag ein verstecktes Lächeln.

»Wie kommst du hierher?«, fragte er überrascht.

»Ich konnte nicht schlafen«, erzählte das Mädchen. »Daher habe ich die Gehege vom Fenster aus überwacht. Ich wollte den Moment nicht versäumen, in dem sich eines der wundervollen Pferde in die Lüfte erhebt. Als ich die Prozession auf dem Zuweg bemerkte, wusste ich gleich, dass hier jemand Narrenpossen treibt.«

»Da warst du schlauer als ich«, gestand Max beschämt ein. »Hast du gesehen, wer es war, Felizitas?«

Das Mädchen erschauerte. »Ja, als sie die Decken auf dich warfen: Es waren drei Teufel. Ein größerer und zwei kleinere. Ich konnte deutlich die fratzenhaften, gehörnten Gesichter sehen, die einem Angst einjagten ... Wenn ich gleich bemerkt hätte, wer es war, hätte ich wohl kaum gewagt, es mit ihnen aufzunehmen. Zum Glück haben sie sich einschüchtern lassen.«

»Echte Teufel?«, fragte Max, während er fieberhaft überlegte.

»Na ja!« Felizitas lächelte fein. »Ich kenne mich da nicht so aus. Im Internat habe ich keinen getroffen.«

Max musste über den Scherz schmunzeln, wenn ihm zum Lachen auch nicht zumute war. »Und was sollte das Ganze?«

»Es war wohl ein Ablenkungsmanöver. Wir sollten nicht sehen, was in den Pferchen geschieht.«

Max hörte das letzte schon nicht mehr. Bei ihm dreht sich inzwischen das Gedankenkarussell immer schneller: Drei Teufel, zwei kleinere und ein größerer. Drei Teufel, die sich eingemischt hatten. Drei Teufel, deren Stimmen er zu kennen glaubte. War es möglich? Oh nein, das konnte nicht sein! ... Oder doch? Eine imaginäre Anzeige blinkte auf: Treffer, Treffer, Treffer!



Klaus Kurt Löffler:
Als studierter Jurist war ich zuletzt als Vorsitzender Richter am Landgericht tätig. Nach meiner Pensionierung habe ich während eines Aufenthalts in St. Wolfgang am Wolfgangsee mit dem Schreiben von Jugendbüchern angefangen. Der Schauplatz und meine beruflichen Erfahrungen wollten es, dass es Detektivgeschichten wurden, in denen die Landschaft eine entscheidende Rolle spielt. Es steht bei mir aber nicht das Verbrechen, sondern das hinter ihm stehende Rätsel im Vordergrund. Denn meine Junior- Detektive lösen ihre Fälle mit Köpfchen.
  



Sonntag, 12. März 2017

Die Jagd nach dem geheimnisvollen Rollsiegel von Karim Pieritz



Klappentext

Was würdest du tun, wenn deine Eltern dich ohne Geld und Handy in ein Internat stecken? John ist wütend, weil im Klassenchat nur dummes Zeug über ihn gepostet wird. Als seine Eltern davon Wind bekommen, drehen sie durch und verfrachten ihn Hals über Kopf in ein Internat im Bayerischen Wald. In der Kreuzritterburg gibt es keinen Handyempfang oder Internet - und seine Eltern finden das auch noch gut!
Als John nachts unheimlichen Geräuschen zum Hexenturm folgt, begegnet ihm die wunderschöne Charleen. Irgendetwas ist mit ihr geschehen und sie wird bald sterben. Ein geheimnisvolles Rollsiegel könnte sie retten, doch um es zu finden, muss er schwierige Rätsel lösen und sich Gefahren stellen, die schon die alten Römer in die Flucht getrieben haben.
Erlebe ein spannendes Abenteuer mit absurd-komischen nächtlichen Tanzritualen und Mitschülern, die man bei Vollmond lieber nicht reizen sollte. Begleite John auf eine Rettungsmission, die von Tropfsteinhöhlen bis in ein digitales Universum führt und auf der ihm mehr als ein Mädchen den Kopf verdreht.
Erhältlich bei Amazon, Thalia und Weltbild


Leseprobe

»Lasst mich raus!«, schrie ich und löste meinen Sicherheitsgurt. Wir fuhren mit dem Auto durch die Nacht, vorne saßen meine Eltern.
»Jonathan«, befahl mein Vater. »Schnall dich wieder an, ich fahre über 100!«
»Ich heiße JOHN!« Jonathan nannte er mich nur, wenn er mich ärgern wollte. Ich rüttelte an der verschlossenen Tür, da überholte uns ein Auto. Ich kurbelte das Fenster runter und der Fahrtwind blies mir meine Haare durcheinander. »Hilfe!«, schrie ich. »Ich werde entführt!«
»John«, rief meine Mutter. »Bitte beruhige dich! Es ist doch nur zu deinem Besten.«
»Und deshalb gebt ihr mich weg? Zu FREMDEN? Nein, ihr wollt mich nicht mehr! Ich hasse euch!«
»Schnall dich jetzt an!«, brüllte mein Vater. »Wenn ich im Einsatz jeden Befehl anzweifeln würde, wäre ich schon lange tot!«
Mir dröhnten die Ohren. Wenn mein Vater auf Soldat machte, war er wirklich sauer. Ich kurbelte die Scheibe hoch und nahm den Gurt in die Hand, doch ich wartete mit dem Einrasten. »Nur, wenn ihr mich nicht ins Internat steckt.«
»John«, flehte meine Mutter, »wir reden später darüber. Aber jetzt schnall dich bitte an.«
Ganz langsam steckte ich die Schnalle ins Schloss, bis es KLACK machte.
»Ich gehe nicht ins Internat. NIEMALS. Ich steige einfach nicht aus dem Wagen. Was wollt ihr tun? Mich mit Gewalt aus dem Auto zerren? Mich bewusstlos schlagen? Mir Drogen geben?«
»Übertreib nicht immer so«, schimpfte mein Vater.
»Ich übertreibe nicht, schon gar nicht immer!«
»John, du weißt doch, dass wir dich lieben«, sagte meine Mutter, »aber es geht nicht anders. Diese Krise ... das dient nur deinem Schutz.«
»Meinem Schutz«, äffte ich sie nach.
Die Krise ... Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass mein dreizehnjähriges und bislang völlig normales Leben auf einmal im Chaos versank. Und daran waren nur meine Eltern und ihr blöder Job in der Cybercrime-Abteilung des Bundeskriminalamts schuld. Wenn ich normale Eltern mit langweiligen Jobs hätte, würde ich jetzt nicht von ihnen in ein Internat abgeschoben werden. Aber sie mussten ja unbedingt beim BKA arbeiten.
Gestern war meine Welt noch in Ordnung, da hatte ich in Berlin gelebt. Ich ging in die Achte, hatte gute Noten in den wichtigsten Fächern und spielte super Fußball (nicht im Verein, aber in fast jeder großen Pause). Ich hing mit den beliebtesten Typen der Schule ab, die waren aus der Zehnten! Die waren meine Freunde. Jedenfalls bis gestern. Doch dann hatten sie nur dumme Sachen über mich im Schulchat gepostet. Das war nicht cool! Mein Handy hatte ich vor Wut in die Ecke geschmissen. Es war hinüber. Und wie reagierten meine Eltern? Statt zu sagen, deine Freunde werden wir ins Gefängnis stecken, wozu arbeiten wir denn beim BKA, die kommen in Einzelhaft und werden gefoltert! Nein, stattdessen wurden sie leichenblass, rannten panisch umher und warfen alle Handys und Tablets in die Badewanne. In die GEFÜLLTE Badewanne! Hatten die noch alle Tassen im Schrank? Dann laberten sie was von einer Krise auf Arbeit, packten ihre Koffer und scheuchten mich ins Auto. Mitten in der Nacht! Meine Eltern waren durchgeknallt. Vermutlich hatten Aliens ihre Körper übernommen.
»John«, säuselte meine Mutter. »Schau dir doch nochmal den Prospekt an. Diese Schule ist wirklich gut.«
Den Prospekt hatte ich mir schon angesehen. Gut war an dieser Schule gar nichts. Burginternat Grottenfels. Nur vom Namen dieses Jugendarrests bekam ich schon Ausschlag.
»Unser Internat ist in einer mittelalterlichen Burg im idyllischen Bayerischen Wald. Da es bei uns keinen Handyempfang und kein Internet gibt, können sich ihre Kinder vollständig auf das Lernen konzentrieren.«
Mein Leben war echt zum Horrortrip mutiert. Meine Scheißfreunde mobbten mich auf einmal, meine Eltern drehten völlig durch und meine Zukunft war ein grottiges Internat am Arsch der Welt!
»Das wird schon«, sagte meine Mutter und tätschelte mir das Knie.
»Nerv nicht«, fauchte ich.
Sie zog ihre Hand zurück. »Es ist doch nicht für lange.«
»Genau«, sagte mein Vater. »Wir müssen nur kurz in die Schweiz, danach holen wird dich sofort wieder ab.«
»Wie kurz?«, fragte ich. »Einen Tag?«
»Also ...«, sagte mein Vater gedehnt.
»Dann komme ich mit. Ich warte im Hotel.«
»Das geht nicht«, sagte meine Mutter.
»Es kann schon etwas länger dauern«, sagte mein Vater. »Aber wir holen dich ab, so schnell es geht, versprochen!«

Später schlief ich ein, immerhin war es ja noch mitten in der Nacht. Durch einen starken Ruck wachte ich auf. Meine Eltern bemerkten mich nicht und ich lauschte mit leicht geöffneten Augen.
»Mist«, schimpfte mein Vater. »Die Straßen hier haben auch mal bessere Zeiten gesehen.«
»Wir können nicht über die Autobahn fahren«, sagte meine Mutter. »Sonst findet er uns wieder.«
»Das weiß ich doch, aber auf einen Reifenplatzer auf einem Acker im Niemandsland habe ich jetzt auch keine Lust. Wenn seine Kampfdrohne uns findet ...«
Meine Mutter seufzte. »Sollen wir das wirklich tun? Unseren kleinen Jonathan in ein Internat geben? Zu fremden Leuten?«
»So klein ist John nicht mehr. Er ist mitten im Stimmbruch und wird langsam ein junger Mann.«
»Trotzdem ...«
»Wir haben doch keine Wahl«, sagte mein Vater.
»Ich weiß. Der Hacker ist uns viel zu nah gekommen. Ich kann nicht glauben, dass er es jetzt auf unseren Sohn abgesehen hat.«
Heilige Scheiße, was laberten die da? Wer hatte es auf mich abgesehen?
»Glaubst du, dass das ein Zufall war?«, fragte mein Vater. »Erst die Bilder von John im Fadenkreuz einer Kampfdrohne, dann dieser Mobbing-Angriff?«
Ich im Fadenkreuz einer Kampfdrohne? Was ging denn hier ab?
Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Es ist schon alles traurig, besonders, wenn es einen persönlich betrifft. Eine App, die Schüler anstiftet, ihre Mitschüler zu mobben, und das auch noch belohnt ...«
»Was redet ihr da?«, fragte ich. »Wer mobbt hier wen? Was für eine Kampfdrohne? Was soll der Mist?«
Meine Mutter drehte sich erschrocken um. »John!«
»Ja, so heiße ich.«
»Erzähl es ihm ruhig«, sagte mein Vater. »Er ist alt genug, er soll ruhig wissen, was in unserer Welt los ist.«
»Nun gut, dann sollst du die Wahrheit erfahren. Wir jagen den Entwickler einer App, die Chaos unter Jugendlichen verbreiten soll.«
»Leider hat er gemerkt, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind«, sagte mein Vater. »Jetzt erpresst er uns, indem er ... indem er ...«
»... euch Fotos von mir im Fadenkreuz einer Kampfdrohne schickt?«
»Ja«, räusperte sich mein Vater, »wir fahren in die Schweiz zu einem Forschungszentrum. Die App wurde mit einem gestohlenen Quellcode von dort entwickelt und das ist unsere beste Spur zum Entwickler. Bis wir ihn haben, kann es leider noch ein paar Wochen dauern und bis dahin musst du leider im Internat bleiben. Dort bist du in Sicherheit, gerade weil es dort kein Internet gibt. Sobald wir ihn haben, holen wir dich wieder nachhause.«
»Versprochen«, ergänzte meine Mutter.
»Aber du darfst dort mit keinem über diese Sache reden«, sagte mein Vater. »Und du darfst uns auch nicht kontaktieren. Das ist wichtig. Hast du das verstanden? Dieser Typ ist sehr intelligent. Er steuert eine Kampfdrohne, die einen ganzen Häuserblock pulverisieren kann.«
»Nicht kontaktieren«, nuschelte ich. »Wichtig, wichtig, bla, bla, bla.«
»John, das ist ernst!«, fauchte mein Vater.
»Wenn wir das geregelt haben, fahren wir wieder nach Berlin«, sagte meine Mutter.
Ich starrte aus dem Fenster, wo langsam die Sonne aufging. Ein paar Wochen. Kein Internet. Mein Leben war SCHEISSE!

Am frühen Morgen erreichten wir den kleinen Ort Grottenfels. Wir parkten auf einem Parkplatz für Burgbesucher. Besucher ... schön, wenn wir das nur wären. Ich stieg aus und atmete tief ein, dann gingen wir los und betraten die mittelalterliche Anlage. Mein Vater marschierte fröhlich pfeifend den schmalen und steilen Weg bergauf. Er sagte immer, dass ein Mann topfit sein sollte, um jederzeit jeder Bedrohung gewachsen zu sein. Ich versuchte, nicht allzu laut zu keuchen, während ich ihm hinterherhechelte. Mühsam kämpfte ich mich den steilen Trampelpfad hoch. Wir passierten ein riesiges Burgtor, danach war der Weg gepflastert. Überall lag Laub, das von den zahlreichen Bäumen stammte, die auf dem Wall hinter der Burgmauer wuchsen. Als wir endlich den Burghof erreichten, war ich völlig außer Atem. Ich konnte super über den Fußballplatz rennen, aber der ging ja auch nicht bergauf.
Auf dem Hof standen mehrere Steingebäude und Türme. Ein Schild führte uns zum Palas, dem mit Abstand größten Bau auf dem Gelände. An der Seite hatte der Palas einen Turm mit einer großen Uhr, den Hexenturm, wie ein weiteres Schild verriet. Das brachte mich gleich richtig in Stimmung. Ich wollte nicht hier sein!
Wir erreichten die breite Treppe des Eingangsportals, aus dem uns ein älterer Mann mit grauen Haaren entgegenkam. Er trug ein graugrünes Jackett mit Weste und eine Jägermütze. Unübersehbar war seine Nase, die unfassbar groß war. Ich konnte meinen Blick nicht von diesem gurkenförmigen Knubbel in seinem Gesicht abwenden.
»Willkommen auf Burg Grottenfels«, sagte er, »ich bin Doktor Erich Jäger, der Direktor.« Er lächelte uns an, aber das machte seinen Anblick nicht besser. Ganz im Gegenteil! Mein Vater grinste mir zu und meine Mutter knuffte ihn dafür in die Seite.
Der Direktor gab meiner Mutter die Hand, dann meinem Vater. Mich ignorierte er glücklicherweise. Er nahm meinen Koffer entgegen.
»Vielen Dank, dass sie unseren Sohn so kurzfristig aufnehmen«, sagte meine Mutter. »Das ist ja nicht selbstverständlich, so mitten im Schuljahr.«
»Sie hatten großes Glück«, sagte der Direktor. »Einer unserer Schüler musste kurzfristig nachhause, so dass ein Platz freigeworden ist.«
»Jedenfalls vielen Dank«, sagte meine Mutter.
»Wir holen dich bald wieder ab«, sagte mein Vater und klopfte auf meine Schulter.
Meine Mutter drückte mich.
»Wir müssen los«, sagte mein Vater.
Meine Mutter löste die Umarmung und ging mit ihm weg. Sie sah sich noch zweimal um, dann waren sie durch das Tor und außer Sicht. Sie ließen mich ECHT alleine bei diesem gruseligen alten Mann!
»Komm«, sagte der Direktor, »ich bringe dich in den Flügel zu den anderen Menschen.«
Ich starrte ihn mit großen Augen an.
»Zu den anderen Menschenkindern, natürlich!«, ergänzte er grinsend.
Wenn ich jetzt in den Flügel zu den Menschenkindern komme, was war dann in dem anderen Flügel? Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich die Burg.

Ich folgte dem Direktor in den Rittersaal, wie ein Schild verriet. Der Boden war aus poliertem Parkett und in der Mitte des Saals stützte eine Säulenreihe aus Marmor die bunt bemalte Decke, an der prächtige Kronleuchter hingen.
»Jonathan, ich freue mich, dich in unserem komplett sanierten Hauptgebäude begrüßen zu dürfen«, sagte er, während wir an funkelnde Ritterrüstungen vorbeigingen.
»Ich heiße John!«
»Auch ein schöner Name«, sagte er. »Unser schönes Burginternat hat erst seit September geöffnet und wir haben noch nicht den Regelbetrieb erreicht. Daher gibt es bis Januar nur eine einzige Klasse mit allen Jahrgangsstufen.«
Ich schluckte. Das war ja wie im Wilden Westen.
»Leider gab es auch noch andere organisatorische Probleme, so dass ich bis zum Erreichen des Regelbetriebs der einzige Lehrer bin.«
Ich sah den Direktor mit offenem Mund an. Es war der Wilde Westen.
»Ich versichere dir, dass du alles Wichtige für dein Leben hier lernen wirst.«
Er führte mich zu einem breiten Treppenhaus. Durch Rundbogenfenster fiel Sonnenlicht auf zahlreiche Gemälde. Auf allen Bildern war ein Ritter in schwarzer Rüstung. Mal posierte er auf einem Leichenberg, mal hielt er einen abgetrennten Kopf stolz in die Höhe und mal präsentierte er sein blutiges Schwert.
Als wir den ersten Stock erreichten, wiesen Schilder zu den Klassenräumen und zur Bibliothek. Wir gingen weiter und es folgten noch blutrünstigere Gemälde mit unzähligen Toten, Verstümmelten, Gepfählten und Geköpften. Langsam wurde mir übel beim Anblick dieser farbenprächtigen Horrorszenen.
Im zweiten Stock verließen wir endlich das gruselige Treppenhaus und gingen zu den Schlafräumen Ost. Zu den Menschenkindern? Wir liefen durch einen breiten, mit Teppich ausgelegten Flur. Links waren Türen wie in einem Hotel. Der Direktor stoppte vor der ersten Tür, klopfte an und öffnete sie.
Wir gingen in ein kleines Zimmer mit zwei Betten, einem Waschbecken und einem Kleiderschrank. Glücklicherweise sah der dicke Junge auf seinem zerwühlten Bett am Fenster menschlich aus. Er war noch im Schlafanzug, hatte dunkelblonde, zerzauste Haare und hielt ein Buch mit einem gruseligen Alien auf dem Cover in den Händen (Waren Außerirdische unsere Vorfahren?). Er sah mich mit großen, hellgrünen Augen an.
Der Direktor stellte meinen Koffer ab. »Bitte mach deinen neuen Mitschüler mit den Abläufen unseres Internats vertraut. Wir sehen uns gleich zur ersten Stunde.«
Als wir alleine waren, legte der Junge sein Buch auf einen Stapel Astronomie-Bücher auf dem Nachttisch und stand auf.
Er reichte mir seine Hand. »Ich bin Willy.«
»Ich bin John.«
Ich setzte mich auf das freie Bett. Auch Willy setzte sich. Ich schätzte ihn auf zehn.
»In die Wievielte gehst du?«
»In die Siebte, und du?«
»In die Achte.«
Wie zwölf sah Willy echt nicht aus.
»Du bist der Lückenfüller«, sagte Willy.
»Ich bin was?«
»Du nimmst den Platz für den Jungen ein, der vor dir hier geschlafen hat. Der ist letzten Monat abgehauen, hat seine Sachen gepackt und ist weg. Mitten in der Nacht.«
»Ist doch verständlich, wer hält es denn lange ohne Internet aus. Internat ohne Internet, das passt doch nicht zusammen, oder?«
Ich vermisste mein Handy jetzt schon. Wie gerne würde ich jetzt checken, was nach der Mobbing-Attacke im Klassenchat abging.
»Ich glaube nicht, dass der deswegen getürmt ist«, sagte Willy. »Dafür gibt's andere Gründe ...«
»Was denn für Gründe?«
»Ach«, er wedelte mit der Hand, »das kann ich nicht erzählen, das musst du selbst sehen.«
»Wie den Flügel, in dem keine Menschen sind?«
Willy wurde blass. »Wo ... woher ...?«
Mir wurde mulmig.
»Der Direktor hat gesagt, dass er mich in den Flügel zu den anderen Menschen bringt.«
»Echt? Das hat er gesagt?« Willy sah total fertig aus.
»Er hat sich bestimmt nur versprochen.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Und wer ist jetzt in dem anderen Flügel?«
Willy sah mich mit riesigen Augen an. »Die Mehrlinge!«
Ich runzelte die Stirn. »Mehrlinge?«
»Wir gehen jetzt frühstücken, dann wirst du sie sehen.«
...

Autorenvita

Karim Pieritz wurde 1971 in Berlin geboren und lebt dort mit seiner Familie. Mit dem Schreiben von Geschichten begann er schon als Fünftklässler. Bis zum Abschluss seines Studiums der Nachrichtentechnik schrieb er zahlreiche Kurzgeschichten, doch im Berufsalltag als IT-Berater fehlte ihm die Zeit für seine Leidenschaft. Als sein Sohn immer wieder neue Gutenachtgeschichten von ihm erzählt bekommen wollte, weckte das seine verloren geglaubte Inspiration. Er schrieb seine fantasievollen Abenteuer auf und erschuf so die Kinderbuch-Reihe »Leuchtturm der Abenteuer« für Leseanfänger. Von 2013 bis 2016 erschienen sechs Kinderbücher, vier Erstlesebücher und ein deutsch-englisches Buch der mittlerweile abgeschlossenen Reihe. 2017 erschien sein erstes Jugendbuch »Die Jagd nach dem geheimnisvollen Rollsiegel«, eine Fortsetzung ist geplant.