Sonntag, 10. Dezember 2017

„Auch Engel glauben an den Weihnachtsmann“ von Marianne Rauch





Klappentext

Karola kann weder mit der Adventszeit noch mit dem Fest der Liebe viel anfangen. Der ganze Weihnachtsrummel ist ihr ein Gräuel. Weder Kerzenschein noch Tannenduft vermögen die junge Frau in weihnachtliche Stimmung zu versetzen. Und doch spürt sie jedes Jahr, sobald der Heilige Abend naht, eine tiefe Traurigkeit in sich. Um allem zu entgehen, flieht sie in den sonnigen Süden. Nur in diesem Jahr lässt sie sich von Freunden und der Familie überreden, das Weihnachtsfest daheim im Kreise ihrer Lieben zu verbringen. Alle Geschenke sind längst besorgt, nur für Karolas kleine Nichte fehlte noch eine Weihnachtsüberraschung. In der Spielzeugabteilung im größten Kaufhaus der Stadt begegnete die junge Frau einem grauhaarigen Alten, der ihr eigenartig vertraut erschien. Gibt es den Weihnachtsmann etwa doch? Eine Weihnachtsgeschichte für Kinder und Jugendliche, in der die Autorin Gegenwart und Fantasy humorvoll miteinander verknüpft und zum Schmunzeln einlädt.

Leseprobe

….Es begab sich zu einer ganz besonderen Zeit.
Schneeflocken fielen wie kleine Wattebällchen geräuschlos vom Himmel und funkelten wie Diamanten im Licht der Sterne. Sie fielen solange, bis die Erde in unschuldigem Weiß erstrahlte und man hätte denken können, eintöniges Grau wäre mit Puderzucker überzogen worden.
Väterchen Frost verwandelte tausende Regentropfen, die nicht schnell genug von den Dachrinnen der Häuser platschten, in lange Eiszapfen.
Wer im Freien nicht erbarmungslos zitternd frieren wollte, hüllte sich in dicke Jacken, Mützen, Schals und warme Handschuhe.
Frostige Kälte überzog die Gewässer mit dickem Eis und die Menschen klagten über den schneidend kalten Winter, der in diesem Jahr viel zu früh über die Erde herfiel.
Tannen ächzten unter dem Gewicht der weißen Last und auch die Autos erduldeten still ihre eingefrorenen Scheiben sowie vereisten Türschlösser. Glücklicherweise funktionierte der Nahverkehr reibungslos, was angesichts der Schneemassen erstaunlich war.

Nur noch drei Tage bis Heiligabend.
Wollte Karola nicht mit leeren Händen in die leuchtenden Augen ihrer Nichte blicken, wurde es allmählich höchste Zeit!
Die junge Frau zog den Kragen ihrer dick gefütterten Thermojacke noch etwas höher und schlang den Wollschal dreimal um ihren Hals, während sie von einem Bein auf das andere hüpfte.
„Verdammte Kälte“, murmelte sie, rieb sich dabei die Hände warm und sehnte sich die Straßenbahn  herbei.
Warum soll man sich auf besinnliche Tage und das Fest der Liebe freuen, wenn einem der Weihnachtsrummel ein Gräuel ist? Wenn man diese Zeit gar nicht mag und darüber hinaus die Minuten verrinnen wie Sand in der Eieruhr?
Sicher, der 24. Dezember kommt jedes Jahr, man könnte sozusagen diesen Termin frühzeitig einplanen.
Doch wer denkt im September bereits an Schnee, Eis und Weihnachtsgeschenke? Oder gar an den Weihnachtsmann?
Karola jedenfalls nicht.
Überhaupt empfand sie den alljährlichen Kult um das Weihnachtsfest übertrieben und eher belästigend als stimmungsvoll.
Die Advents- und Weihnachtszeit verband sie nicht mit Kerzenschein, bunten Lichtern, Glühwein oder „O du Fröhliche“, sondern mit Schneeregen, nasser Kälte, eisigem Wind, Husten und Schnupfen sowie depressiver Dunkelheit. Karola verfluchte sich.
Warum nur ließ sie sich dieses Jahr auf ein „Familien-Weihnachtsfest“ ein, anstatt wie üblich in den Süden zu flüchten?

***

Menschen strömten die Einkaufsmeile entlang, durch die sich die überfüllte Straßenbahn langsam schlängelte. Dabei schien kaum jemand gemütlich zu schlendern, sondern in Gedanken versunken von Punkt A nach Punkt B zu eilen; bepackt mit prall gefüllten Einkaufstüten.

„Weihnachtsstress“, murmelte Karola, die noch zwei Stationen lang die Gelegenheit nutzte, sich in der Straßenbahn aufzuwärmen, bevor sie sich ebenfalls in das Weihnachtsgetümmel stürzte. Lächelnd dachte sie an ihre Nichte, die nichts sehnlicher erwartete, als den alten Mann mit dem langen weißen Bart, von dem alle sagen, er wäre Santa Claus.
Leuchtende Sterne mit in allen Farben blinkenden Lichtern erhellten die Einkaufsstraße und verzauberten die junge Frau wider Erwarten ebenso wie die glänzenden Kugeln an den Tannenzweigen mit den roten und goldenen Schleifen.
Plötzlich verspürte Karola die tief in ihr verborgene Sehnsucht, die sie in eine ganz besondere Stimmung versetzte. Sie wurde traurig.
Daran änderte auch der verführerische Duft von Glühwein und Rostbratwürsten nichts, der von den Buden des kleinen Weihnachtsmarktes vor dem Kaufhaus zu ihr herüber wehte und in ihrer Nase kitzelte.
Seufzend betrat sie das Kaufhaus, nachdem sie eine Münze in das Körbchen eines als Engel verkleideten Mädchens warf, welches mit glockenheller Stimme „Leise rieselt der Schnee“ sang.

Gleich beim Betreten des Kaufhauses schlug Karola die warme und stickige Luft entgegen. Sie zerrte ihren Schal vom Hals, stopfte Mütze und Handschuhe in ihren Shopper, fuhr mit der elektrischen Rolltreppe in den fünften Stock und steuerte zielstrebig die Spielzeugabteilung an.


Vita
 An vielen Themen verschiedenster Bereiche stark interessiert, legt sich die Berliner Autorin Marianne Rauch auf kein spezielles Genre fest. So zählen Weihnachtsgeschichten ebenso zu ihren Veröffentlichungen wie spannungsgeladene Romane. Neben belletristischen Ausflügen widmet sie sich überwiegend ihrem Gesundheitsmagazin www.gesu-optimal.de. Interessierte Leser finden dort mit ausgewählten Beiträgen Anregungen und Informationen für die Gesundheit und mehr Vitalität. Sobald der Autorin jedoch gesellschaftliche Themen auf dem Herzen liegen, äußert sie sich auf ihrem Blog www.socialposition.de. Marianne Rauch ist überzeugt: Jeder Einzelne vermag, Veränderungen in unserer Welt positiv zu beeinflussen. Eine Erde - unsere Welt.
In der Freizeit liest Marianne Rauch gern ein gutes Buch oder trifft sich mit lieben Freunden. Im Süden Berlins wohnhaft, ist es nur ein Katzensprung zum benachbarten Brandenburg. Dort unternimmt die Autorin gern Spaziergänge oder erkundet mit dem Fahrrad Umwelt und Natur.


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